Rückenschule zurück


Definition

Die Rückenschule ist ein Training zur Prävention oder Behandlung von Rückenschmerzen mit dem Ziel, die Rückengesundheit zu fördern und zu verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Je nach Konzept enthält die Rückenschule verschiedene Elemente wie beispielsweise Schulung von rückenfreundlichen Haltungs- und Bewegungsabläufen sowie der Körperwahrnehmung, Techniken zur Stress- und Schmerzbewältigung, Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur oder Wissensvermittlung.

Herkunft

Die erste Rückenschule („Svenska Ryggskola“) wurde 1969 von der Physiotherapeutin Marianne Zachrisson-Forssell im Danderyd Hospital in Stockholm gegründet. Eine Trainingseinheit bestand damals aus vier Sitzungen mit einer Dauer von jeweils 45 Minuten. In den folgenden Jahren entwickelten sich hauptsächlich in Nordamerika sowie in Nord- und Mitteleuropa viele unterschiedliche Rückenschulprogramme, die sowohl hinsichtlich Teilnehmerzahl, Umfang des Trainings und Einbezug von psychologischen Methoden stark voneinander abweichen als auch Theorie und Praxis unterschiedlich gewichten. Zudem basieren die Programme auf unterschiedlichen Herangehensweisen, je nach zugrunde liegendem Menschenbild: Es existieren medizinisch-funktionelle, medizinisch-psychologische, sportpädagogische sowie biomechanisch-funktionelle Ansätze, das heisst, die Ursachen für die Beschwerden werden in unterschiedlichen Bereichen vermutet. In den 1990er-Jahren wurden zunehmend kritische Stimmen laut, da kein klarer Nachweis für die Wirksamkeit der Rückenschule vorlag und die Resultate entsprechender Untersuchungen stark variierten. In Deutschland schlossen sich 2004 neun Rückenschulverbände zur Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) zusammen. In diesem Rahmen wurde das Konzept der „Neuen Rückenschule“ entwickelt, dem ein bio-psycho-sozialer Ansatz zugrunde liegt.

Grundlagen

Je nach Rückenschulprogramm werden unterschiedliche Ursachen für die Beschwerden verantwortlich gemacht und dementsprechend variieren die Inhalte der Rückenschulen.

Grundsätzlich stützen gut trainierte tiefe Bauch- und Rückenmuskeln die Wirbelsäule und entlasten die Bandscheiben, die sich zwischen den einzelnen Wirbeln befinden. Die Bandscheiben gewährleisten die Beweglichkeit der Wirbelsäule und fungieren als Stossdämpfer zwischen den Wirbelkörpern. Beim Heben von Lasten werden sowohl Rückenmuskeln als auch Bandscheiben beansprucht, was für gesunde Bandscheiben nicht schädlich, sondern bis zu einem gewissen Grad sogar notwendig ist. Die Ursache von Rückenbeschwerden liegt häufig in einer schwachen Rückenmuskulatur. Eine solche Muskulatur kann die Wirbelsäule nicht stabilisieren. Zudem nimmt der Körper bei Schmerzen eine Schonhaltung ein, wodurch bestimmte Muskeln weniger beansprucht und dadurch noch schwächer werden. Ein Krafttraining zur Prävention oder Therapie von Rückenbeschwerden baut die Muskulatur auf und bewirkt, dass die Wirbelsäule beweglich und die Bandscheiben elastisch bleiben.

Die Klassische Rückenschule (bio-medizinischer Ansatz) zum Beispiel beruht auf der Annahme, dass Rückenschmerzen durch eine schlechte Körperhaltung, falsche Bewegungsmuster oder Bandscheibenvorfälle verursacht werden. Dem wird in der Rückenschule mit dem Erlernen von richtigen Haltungs- und Bewegungsmustern, dem Erkennen von Risikofaktoren für den Rücken, Wirbelsäulengymnastik etc. begegnet.

Der bio-psycho-soziale Ansatz der Neuen Rückenschule hingegen geht davon aus, dass neben körperlichen Belastungen wie ständiges Heben von Lasten in schlechter Arbeitshaltung auch psychische Faktoren wie Angst oder Stress sowie Bewegungsmangel und monotone Bewegungen der Auslöser von Rückenschmerzen sind. Das Ziel dieser Rückenschule ist es, die Betroffenen zu regelmässiger körperlicher Aktivität wie Radfahren, Treppensteigen, Walken sowie zu Dehn- und Kräftigungsübungen zu motivieren und psychische Überbelastungen zu reduzieren. Die Fitness des Rückens sowie die Fitness allgemein werden durch Übungen verbessert und die Körperhaltung wird geschult. Ziel ist es ebenso, eine Balance zwischen Körper und Geist zu finden. Insgesamt werden damit sowohl physische als auch psychosoziale Ressourcen gestärkt.

Verwendete Technik

Die Rückenschule umfasst viele unterschiedliche Elemente wie beispielsweise theoretisches Wissen zu Anatomie, Physiologie und Pathologie der Wirbelsäule, Informationen zu Ursachen von Rückenschmerzen und dem richtigen Umgang damit, Schulung der Körperwahrnehmung, Entspannungstechniken sowie Techniken zur Stress- und Schmerzbewältigung, Ratschläge zur Anpassung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsplatzes, rückengymnastische Übungen, Training von Beweglichkeit, Koordination, Kraft, Ausdauer und richtigem Haltungs- und Bewegungsverhalten, Dehn- und Mobilisationsübungen sowie Aufbau der Bauch- und Rückenmuskulatur. Um die Aktivität der Teilnehmenden zu fördern, können ihnen zudem Sportarten wie Walking oder Jogging empfohlen werden. Für das Training werden Hilfsmittel wie beispielsweise das Thera-Band®, Hanteln, Fitnessbälle oder Gymsticks eingesetzt.

Folgender Kurs hat einen Bezug zur Rückenschule:

- Der Kurs „Gesunder Rücken – Rückenschmerzen nachhaltig lösen“ beinhaltet theoretische Erläuterungen und praktische Übungen zu richtigen und falschen Bewegungen, zur Entlastung, Entspannung und Kräftigung des Rückens, zu richtigem Stehen und Sitzen. Weiterhin werden die Teilnehmer über Hilfsmittel wie Sitzbälle und Schuheinlagen informiert. Dieser Kurs richtet sich an Personen, die Rücken- oder Nackenschmerzen haben oder diesen vorbeugen wollen. Basis des Kurses ist die Alexander-Technik.


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